Handwerksbetrieb gründen
Du bist ein guter Handwerker mit Meisterbrief und willst mit deinem eigenen Startup durchstarten? Doch welche Bedingungen musst du bei der Gründung eines handwerklich orientierten Unternehmens erfüllen und welche Anforderungen kommen noch auf dich zu? Im Folgenden erhältst du von LEXROCKET einen Leitfaden, um erfolgreich deinen neuen Handwerksbetrieb zu gründen.
Hinweis: Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Daher verwenden wir auf diesem Portal, wann immer möglich, genderneutrale Bezeichnungen. Daneben weichen wir auf das generische Maskulinum aus. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) mitgemeint. Diese Vorgehensweise hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.

# 1: Kläre Voraussetzungen
Zur Firmengründung im Handwerk musst du einige Grundvoraussetzungen klären. Willst du dich als Handwerker:in selbstständig machen, musst du in erster Linie vor der Existenzgründung definieren, ob deine Tätigkeit zulassungsfrei oder zulassungspflichtig ist.
Bei einem zulassungspflichtigen Handwerk musst du als Voraussetzung die Meisterpflicht erfüllen. Hierfür gelten bestimmte Kriterien:
- Meisterprüfung: Du darfst dieses Handwerk nur dann ausüben, wenn du hierzu die Meisterprüfung abgelegt hast.
- Meisterbrief: Er ist ein Zeugnis, das über deine handwerklichen Qualifikationen Aufschluss gibt. Hiermit bist du berechtigt, das Handwerk auszuführen.
- Handwerksrolle: Besteht für dein Handwerk die Meisterpflicht, musst du dich zudem in der Handwerksrolle registrieren.
Bei einem zulassungsfreien Handwerk gelten diese Kriterien nicht. Als zulassungsfreie:r Handwerker:in musst du dein Startup allerdings gleich zu Beginn bei der Handwerkskammer anmelden.
Handwerksbetrieb gründen ohne Meister?
Willst du einen Handwerksbetrieb ohne Meisterbrief gründen, kannst du den Meisterzwang auch vermeiden. Hierfür gibt es seit 2004 eine Sonderregelung. Diese ist gesetzlich in der Handwerksordnung (HwO) § 7b und 8 festgelegt. Dabei musst du folgende Kriterien erfüllen:
- Du hast nach der Gesellenprüfung mindesten sechs Jahre Berufserfahrung gesammelt.
- Du warst mindestens vier Jahre lang leitende:r Angestellte:r. In dieser Position hast du wichtige Entscheidungen getroffen und entsprechende Leistungen erbracht. Diese Bedingungen sind auch als Altgesellenregelung bekannt.
- Dein Mitarbeiter, den du als Betriebsleiter anstellst, hat einen Meisterbrief.
Als Ingenieur:in einen Handwerksbetrieb gründen?
Laut Handwerksordnung ist dein Abschluss als Diplom-Ingenieur:in mit der Meisterprüfung gleichzusetzen. Bist du selbst Diplom-Ingenieur:in oder Ingenieur:in mit Master-Abschluss kannst du dich also mit deinem Handwerk in die Handwerksrolle eintragen. Dieses Recht hast du auch mit einer anderen, in Deutschland gleichwertig staatlich anerkannten Qualifikation. Du musst lediglich die Voraussetzung erfüllen und nachweisen, dass dein Studienschwerpunkt und deine Abschlussprüfung dem Handwerk entsprechen, das du einträgst. Im Idealfall kannst du mit deinem Studium und der Abschlussprüfung einen praktischen Schwerpunkt nachweisen.
# 2: Führe eine Marktanalyse durch
Deine Entscheidung, eine selbstständige Handwerksfirma zu gründen, beinhaltet auch einige Risiken. Damit du Unsicherheiten vermeidest und deinen Handwerkbetrieb erfolgreich gründest, musst du einige Schritte in Richtung Marktforschung gehen. Als Handwerker:in arbeitest du überwiegend in der Region. Auch deine Konkurrenz arbeitet in der nähren Umgebung, weshalb der Wettbewerb um Kund:innen sehr hoch ist. Die regionale Auftragslage ist für deinen neuen Handwerksbetrieb sehr entscheidend.
Untersuche vorher diese drei Aspekte:
- Zielgruppe: Untersuche, wie groß die Zielgruppe ist, die du erreichen willst.
- Bedarf: Wie hoch ist der Bedarf für dein Handwerk? Gibt es viele Menschen, die von deinem Handwerk Gebrauch machen, aber wenige Mitbewerber, die dieses Handwerk ausführen?
- Konkurrenz: Prüfe, wie viele Handwerksbetriebe es in dieser Branche gibt. Recherchiere hierzu im Telefonbuch, in Branchenbüchern oder im Internet.
# 3: Erstelle einen Businessplan
Um ein souveränes Handwerksunternehmen zu gründen, erstellst du in einem dritten Schritt einen Businessplan für dein Startup. Du selbst kennst deinen Betrieb am besten. Erstelle deshalb auch deinen Businessplan eigenständig, damit du integrierst, was für dich wichtig ist.
Beachte bei der Erstellung deines Businessplans folgende Punkte:
# 4: Wähle eine Rechtsform
Entscheide dich für eine Rechtsform, nachdem du den Businessplan erstellt hast. Ermittle, welche Rechtsformen für dein Unternehmen in Frage kommen. Ziehe zur Beratung einen Steuerberater hinzu. Folgende Aspekte sind für deine Entscheidung wichtig:
- Höhe des Eigenkapitals
- Persönliche Haftung
- Anzahl der Gründer:innen
Gründest du deinen Handwerksbetrieb als Einzelunternehmer, bist du gewerblich tätig, da du:
- eine selbstständige Tätigkeit ausführst.
- die Gewinnerzielung beabsichtigst.
- deine Tätigkeit auf Dauer anlegst.
Weitere Rechtsformen sind:
Personengesellschaften (GbR, OHG, KG):
- mindestens zwei oder mehr Gründer (= Gesellschafter)
- haften uneingeschränkt mit ihrem Privatvermögen
- kein Mindestvermögen notwendig
- Gewerbeanmeldung
Kapitalgesellschaften (GmbH, UG, AG, KGaA):
- Gesellschafter haften nicht mit ihrem Privatvermögen
- nur eingeschränkte Haftung
- Mindestkapital für die Gründung erforderlich
- Eintrag ins Handelsregister
# 5: Melde dein Gewerbe bei Behörden an
IHK und HWK:
Die Eintragung sowohl in Industrie- und Handelskammer (IHK) als auch in Handwerkskammer (HWK) ist Pflicht.
Berufsgenossenschaft:
Als Gründer eines Handwerkbetriebs musst du deine Firma ebenfalls bei der Berufsgenossenschaft (BG) erfassen lassen.
Handwerksrolle:
Die Handwerksrolle führt eine Liste einerseits für alle zulassungsfreien und handwerksähnlichen Berufe, andererseits für alle zulassungspflichtigen Handwerksberufe. Bei der HWK musst du für die Registrierung in der Handwerksrolle eine Gebühr entrichten.
Gewerbeamt:
Hast du dich für eine passende Rechtsform entschieden, musst du für dein Handwerk eine Gewerbeanmeldung beim Gewerbeamt durchführen. Das Finanzamt schickt dem Gewerbeamt alle notwendigen Unterlagen zu.
# 6: Versichere dich und deinen Handwerksbetrieb
Als selbstständige:r Handwerker:in musst du dich eigenständig versichern. Gemäß deutscher Rechtlage bist du zu einer Kranken- und Rentenversicherung verpflichtet. Schließe zudem weitere Versicherungen für dein Unternehmen ab, um persönliche und unternehmerische Risiken zu reduzieren. Die wichtigsten Versicherungen sind für dich:
- Krankentagegeldversicherung
- Pflegeversicherung
- Unfallversicherung
- Erwerbsminderungs- oder Berufsunfähigkeitsversicherung
# 7: Statte dein Unternehmen aus
Nach all den bürokratischen Schritten, die notwendig waren, um deinen Handwerksbetrieb zu gründen, musst du diesen auch vernünftig ausstatten. Als Handwerker:in benötigst du zwingend das richtige Werkzeug, um deine Arbeiten erfolgreich und genau auszuführen. Damit du – und natürlich ebenso deine Mitarbeiter – zu den Kunden bzw. Aufträgen kommst, sind betrieblich genutzte Fahrzeuge wichtig. Als Handwerker mit deiner eigenen gewerblichen Tätigkeit bietet sich eine SDH-Mitgliedschaft an. Mit einem SDH-Mitgliedsschein kannst du viel Geld sparen, wenn du Firmenautos kaufst.
Wie du siehst, musst du einige Punkte berücksichtigen, wenn du selbst einen Handwerksbetrieb gründen willst. Doch mit dem richtigen Leitfaden kannst du die erledigten Aufgaben abhaken, damit du nichts vergisst. In der Regel bekommst du auch bei jedem Behördengang Informationen, die dich auf weitere Schritte und Todos hinweisen.
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