Handwerksbetrieb gründen: So gelingt die Gründung im Handwerk

Du bist ein guter Handwerker mit Meisterbrief und willst mit deinem eigenen Betrieb durchstarten, weißt aber nicht, welche Bedingungen du bei der Gründung eines handwerklich orientierten Unternehmens erfüllen musst? Wir geben dir einen Leitfaden an die Hand, um erfolgreich deinen neuen Handwerksbetrieb zu gründen.

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Schreiner bei der Arbeit in seinem Betrieb Artikelbild Handwerksbetrieb gründen Lexware
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 |  Zuletzt aktualisiert am:17.07.2023

Kläre die Voraussetzungen

Vor der Firmengründung im Handwerk musst du einige Grundvoraussetzungen klären. Willst du dich als Handwerkerin oder Handwerker selbstständig machen, solltest du vor der Existenzgründung in erster Linie definieren, ob deine Tätigkeit zulassungsfrei oder zulassungspflichtig ist.

Bei einem zulassungspflichtigen Handwerk musst du als Voraussetzung die Meisterpflicht erfüllen. Hierfür gelten bestimmte Kriterien:

  • Meisterprüfung: Erst nachdem die Meisterprüfung abgelegt wurde, dürfen Handwerker sich offiziell als „Meister“ bezeichnen.
  • Meisterbrief: Der Meisterbrief ist ein Zeugnis, das über deine handwerklichen Qualifikationen Aufschluss gibt. Hiermit bist du berechtigt, das Handwerk auszuführen.
  • Handwerksrolle: Besteht für dein Handwerk die Meisterpflicht, musst du dich zudem in der Handwerksrolle registrieren.

Bei einem zulassungsfreien Handwerk gelten diese Kriterien nicht. Als zulassungsfreier Handwerker musst du deinen Betrieb allerdings gleich zu Beginn bei der Handwerkskammer anmelden.

Handwerksbetrieb gründen ohne Meister?

Willst du einen Handwerksbetrieb ohne Meisterbrief gründen, kannst du den Meisterzwang auch vermeiden. Hierfür existiert seit 2004 eine Sonderregelung. Diese ist gesetzlich in der Handwerksordnung (HwO) § 7b und 8 festgelegt. Dabei musst du folgende Kriterien erfüllen:

  • Du hast nach der Gesellenprüfung mindesten sechs Jahre Berufserfahrung gesammelt.
  • Du warst mindestens vier Jahre lang leitender Angestellter. In dieser Position hast du wichtige Entscheidungen getroffen und entsprechende Leistungen erbracht. Diese Bedingungen sind auch als Altgesellenregelung bekannt.
  • Dein Mitarbeiter, den du als Betriebsleiter anstellst, hat einen Meisterbrief.

Als Ingenieurin oder Ingenieur einen Handwerksbetrieb gründen?

Laut Handwerksordnung ist dein Abschluss als Diplom-Ingenieur oder -Ingenieurin mit der Meisterprüfung gleichzusetzen. Bist du selbst Diplom-Ingenieur mit Master-Abschluss kannst du dich also mit deinem Handwerk in die Handwerksrolle eintragen. Dieses Recht hast du auch mit einer anderen, in Deutschland gleichwertig staatlich anerkannten Qualifikation. Du musst lediglich die Voraussetzung erfüllen und nachweisen, dass dein Studienschwerpunkt und deine Abschlussprüfung dem Handwerk entsprechen, das du einträgst. Im Idealfall kannst du mit deinem Studium und der Abschlussprüfung einen praktischen Schwerpunkt nachweisen.

Führe eine Marktanalyse durch

Deine Entscheidung, eine selbstständige Handwerksfirma zu gründen, beinhaltet auch einige Risiken. Damit du Unsicherheiten vermeidest und erfolgreich gründest, ist es sinnvoll, etwas Marktforschung zu betreiben. Als Handwerker oder Handwerkerin arbeitest du überwiegend in der Region. Auch deine Konkurrenz arbeitet in der nähren Umgebung, weshalb der Wettbewerb um Kundinnen und Kunden sehr hoch ist. Die regionale Auftragslage ist für deinen neuen Handwerksbetrieb sehr entscheidend.

Untersuche vorher diese drei Aspekte:

  • Zielgruppe: Prüfe, wie groß die Zielgruppe ist, die du erreichen willst.
  • Bedarf: Wie hoch ist der Bedarf für dein Handwerk? Gibt es viele Menschen, die von deinem Handwerk Gebrauch machen, aber wenige Mitbewerber, die es ausführen?
  • Konkurrenz: Prüfe, wie viele Handwerksbetriebe es in dieser Branche gibt, indem du eine Markt- und Wettbewerbsanalyse durchführst. Recherchiere hierzu im Telefonbuch, in Branchenbüchern oder im Internet.

Erstelle einen Businessplan

Um ein souveränes Handwerksunternehmen zu gründen, solltest du im dritten Schritt einen Businessplan erstellen für dein Start-up. Du selbst kennst deinen Betrieb am besten. Erstelle den Businessplan eigenständig, damit du genau das integrierst, was für dich wichtig ist.

Info

Tipps für die wichtigsten Elemente des Businessplans

Beachte bei der Erstellung deines Businessplans folgende Punkte:

Geschäftsidee vorstellen

Du stellst die Geschäftsführer, Gründerteam und dein Handwerk vor:

  • Was macht dein Betrieb?
  • Einzigartigkeit: Was unterscheidet dich von der Konkurrenz?
  • Ist deine Geschäftsidee wirtschaftlich rentabel?

Unternehmensstruktur

Zeige die Organisation deines Betriebs auf:

  • Wie ist dein Handwerksbetrieb aufgebaut?
  • Wer sind deine Mitarbeiter?

Marketing & Vertrieb

  • Wie vermarktest du deine Firma?
  • Wie präsentierst du dich Kunden?
  • Wer zieht neue Kunden an?

Zielgruppe definieren

  • Wer sind deine Kunden?
  • Wer interessiert sich bzw. benötigt dein Handwerk ?

Strategie & Ziele

  • Was sind die wichtigsten Realisierungsschritte?

Marktanalyse

Führe eine Wettbewerbsanalyse durch:

  • Wie ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage? Wie groß ist die Konkurrenz?
  • Wie ist der Wettbewerb auf dem Markt?

Finanzplan

  • Wie hoch ist dein Startkapital?
  • Wie viel Eigenkapital bringst du mit?
  • Hast du Fremdkapital zur Unterstützung?
  • Wie hoch sind deine Investitionen?
  • Welche Fördermittel stehen zur Verfügung?
  • Wie gelingt deine Unternehmensfinanzierung?

Chancen und Risiken

  • Welche Erfolgsaussichten hat dein Betrieb bzw. welche Unsicherheiten kannst du einschätzen?

Unternehmensentwicklung

  • Wie stehen die Aussichten, dass sich deine Firma erfolgreich entwickelt?

Wähle eine Rechtsform

Entscheide dich für eine Rechtsform, nachdem du den Businessplan erstellt hast. Ermittle dabei, welche Rechtsformen für dein Unternehmen infrage kommen. Ziehe zur Beratung am besten einen Steuerberater hinzu. Folgende Aspekte sind für deine Entscheidung besonders wichtig:

  • Höhe des Eigenkapitals
  • Persönliche Haftung
  • Anzahl der Gründerinnen und Gründer

Gründest du deinen Handwerksbetrieb als Einzelunternehmer, bist du in folgenden Fällen gewerblich tätig:

  • Du führst eine selbstständige Tätigkeit aus
  • Du beabsichtigst, Gewinn zu erzielen
  • Du legst deine Tätigkeit auf Dauer an

Info

Was bedeutet die uneingeschränkte Haftung als Gewerbetreibender?

Als (Klein-)Gewerbetreibender haftest du uneingeschränkt mit deinem Privatvermögen.

Weitere Rechtsformen sind:

Personengesellschaften (GbR, OHG, KG):

  • Mindestens zwei oder mehr Gründer (= Gesellschafter) haften uneingeschränkt mit ihrem Privatvermögen
  • Kein Mindestvermögen notwendig
  • Gewerbeanmeldung

Kapitalgesellschaften (GmbH, UG, AG, KGaA):

  • Gesellschafter haften nicht mit ihrem Privatvermögen
  • Nur eingeschränkte Haftung
  • Mindestkapital für die Gründung erforderlich
  • Eintrag ins Handelsregister

Melde dein Gewerbe bei Behörden an

IHK und HWK:

Die Eintragung sowohl in Industrie- und Handelskammer (IHK) als auch in Handwerkskammer (HWK) ist Pflicht.

Berufsgenossenschaft:

Als Gründer eines Handwerkbetriebs musst du deine Firma ebenfalls bei der Berufsgenossenschaft (BG) erfassen lassen.

Handwerksrolle:

Die Handwerksrolle führt eine Liste einerseits für alle zulassungsfreien und handwerksähnlichen Berufe, andererseits für alle zulassungspflichtigen Handwerksberufe. Bei der HWK musst du für die Registrierung in der Handwerksrolle eine Gebühr entrichten.

Gewerbeamt:

Hast du dich für eine passende Rechtsform entschieden, musst du für dein Handwerk eine Gewerbeanmeldung beim Gewerbeamt durchführen. Das Finanzamt schickt dem Gewerbeamt alle notwendigen Unterlagen zu.

Versichere dich und deinen Handwerksbetrieb

Als selbstständiger Handwerker musst du dich eigenständig versichern. Gemäß deutscher Rechtslage bist du zu einer Kranken- und Rentenversicherung verpflichtet. Schließe zudem weitere Versicherungen für dein Unternehmen ab, um persönliche und unternehmerische Risiken zu reduzieren. Die wichtigsten Versicherungen für dich sind:

Statte dein Unternehmen aus

Nach all den bürokratischen Schritten, die notwendig waren, um deinen Handwerksbetrieb zu gründen, musst du diesen auch vernünftig ausstatten. Als Handwerkerin oder Handwerker benötigst du zwingend das richtige Werkzeug, um deine Arbeiten erfolgreich und genau auszuführen. Damit du – und natürlich ebenso deine Mitarbeiter – zu den Kunden bzw. Aufträgen kommst, sind betrieblich genutzte Fahrzeuge wichtig. Als Handwerker mit deiner eigenen gewerblichen Tätigkeit bietet sich eine SDH-Mitgliedschaft an. Mit einem SDH-Mitgliedsschein kannst du viel Geld sparen, wenn du Firmenautos kaufst.

Wie du siehst, musst du einige Punkte berücksichtigen, wenn du selbst einen Handwerksbetrieb gründen willst. Doch mit dem richtigen Leitfaden kannst du die erledigten Aufgaben schnell abhaken, damit du nichts vergisst.

In der Regel bekommst du auch bei jedem Behördengang Informationen, die dich auf weitere Schritte und To-dos hinweisen.

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