Stammeinlage und Stammkapital – Klare Begriffstrennung für Gründer
Nachdem du dir sicher bist, dass du mit deinem Produkt oder deiner Dienstleistung als junges Startup durchstarten willst, geht es darum, eine Rechtsform für dein zukünftiges Unternehmen festzulegen. Bei dieser Entscheidung musst du allerdings einige Faktoren beachten: Gründest du allein oder mit einem Team? Zu welcher Branche bzw. Berufsgruppe gehörst du mit deinem Startup? Wie viel Geld kannst du allein oder mit deinem Team zur Gründung mitbringen? Bei der Recherche um das Startkapital hast du dich sicher schon gefragt, was eine Stammeinlage bzw. ein Stammkapital ist? Was mit den beiden Begriffen gemeint ist und inwiefern sich Stammeinlage und Stammkapital unterscheiden, erfährst du im folgenden Ratgeber.
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Stammkapital und Stammeinlage - Was ist der Unterschied?
Gründest du dein Startup allein, musst du (falls erforderlich) auch selbst für das Stammkapital aufkommen. Anders ist es jedoch, wenn du mit mehreren Gründern ein Unternehmen startest. Dann steuern alle Teilhaber einen Geldbetrag bei, der das Stammkapital bildet und unterschiedlich hoch sein kann. Jeden einzelnen dieser Beträge bezeichnet man als Stammeinlage.
Das Stammkapital ergibt sich aus allen Stammeinlagen bzw. Geschäftsanteilen, die die Unternehmensgründer in Summe beisteuern. Das Stammkapital ist also das gesamte Eigenkapital, das sich bei mehreren Partnern aus den einzelnen Anteilen zusammensetzt.
Für diese Unternehmensformen ist Stammkapital erforderlich
Ob du für deine Startup-Gründung Stammkapital brauchst und wie hoch dieses sein muss, ist von der Unternehmensform abhängig. Die Rechtsform legt auch fest, ob du dein Start-Up alleine gründen kannst und darfst, oder ob du zur Gründung mehrere Gesellschafter brauchst.
Der Zusammenhang zwischen Rechtsform und Stammkapital eines Unternehmens ist auch für die Haftbarkeit relevant. Bei bestimmten Rechtsformen haften die Unternehmer mit ihrem Privatvermögen, andere Rechtsformen unterliegen einer beschränkten Haftung. In diesem Fall ist das Stammkapital auch das gesamte Haftungskapital und dient den Gläubiger zur Absicherung. Das bedeutet also: Das Unternehmen bzw. die Gesellschafter haften nur mit der Höhe des Stammkapitals. Im Folgenden erklären wir dir die einzelnen Unternehmensformen und für welche Rechtsformen Stammkapital erforderlich ist und du dieses als Gründer aufbringen musst.
Stammkapital im Einzelunternehmen
Wenn du ein Einzelunternehmen gründest, kannst du die Höhe des Startkapitals selbst festlegen. Du gründest allein und daher kann sich dein Gründungskapital gar nicht aus unterschiedlichen Stammeinlagen zusammensetzen. Es gibt keine gesetzliche Regelung, die ein Mindeststammkapital für Einzelunternehmer vorschreibt. Dein Startguthaben sollte jedoch so umfangreich sein, dass du dein Gewerbe anmelden und deine Handelsregistereintragung tätigen kannst, ohne auf Darlehen zurückgreifen zu müssen. Du entscheidest zwar, wie viel Startkapital du benötigst. Das Risiko beim Einzelunternehmen liegt aber in der Haftung, da du dein gesamtes Privatvermögen als Haftungskapital aufbringen musst.
Stammkapital bei der GbR
Um eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu gründen, bedarf es mindestens zwei natürliche oder juristische Personen. Die GbR ist die Art der Rechtsform, die sich am besten für Freiberufler eignet, da es sich um einen Zusammenschluss von mindestens zwei Gesellschaftern handelt, die keinen Handel betreiben. Auch bei der GbR ist keine gesetzliche Summe angegeben, die du als Stammkapital einzahlen musst. Wenn du eine GbR gründen willst, sollte dein Gründungskapital bzw. Stammkapital allerdings so umfangreich sein, dass sämtliche Startkosten abgedeckt sind. Diese können sein:
- Gewerbeanmeldung, falls die GbR gewerblich tätig ist.
- Notar- oder Anwaltskosten bei Erstellung eines Gesellschaftsvertrags oder zusätzlicher Beratung.
- Anmeldung beim Finanzamt.
- Anmeldung bei IHK und Handwerkskammer.
Stammkapital für die OHG
Bei der Offenen Handelsgesellschaft (OHG) handelt es sich um eine Sonderform der GbR. Die OHG ist eine Rechtsform im Einzelhandel, da es das Ziel der OHG-Gesellschafter ist, Handel zu treiben. Der Wechsel von der GbR zur OHG geschieht automatisch, wenn dein Jahresumsatz mehr als 600.000 Euro beträgt und dein Jahresgewinn 60.000 Euro übersteigt. Auch bei der OHG ist zur Gründung gesetzlich kein Mindeststammkapital geregelt. Wie bei den oben genannten Rechtsformen musst du selbst kalkulieren, dass dein Startkapital alle Gründungskosten deckt. Hierzu gehört die notarielle Beglaubigung des Gesellschaftsvertrags, die Gewerbeanmeldung sowie die Handelsregistereintragung. Lies auf LEXROCKET weiter, welche Details bei der OHG-Gründung noch zu beachten sind.
Stammkapital bei der KG
Die Kommanditgesellschaft (KG) stellt eine spezielle Form der OHG dar. Sie muss aus mindestens einem Kapitalgeber (= Kommanditist) und mindestens einem Unternehmer (= Komplementär) bestehen. Komplementäre müssen im Zweifelsfall mit ihrem gesamten Privatvermögen haften, wohingegen sich das Haftungskapital der Kommanditist auf ihre Stammeinlage beschränkt. Wie viel Gründungskapital die Gesellschafter einer KG benötigen, ist juristisch nicht festgelegt. Genau wie bei den oben genannten Unternehmensformen sollten aber zumindest alle Kosten für Behörden (Gewerbeamt, Finanzamt), Anmeldungen (Handelsregistereintrag, IHK, Handwerkskammer) gedeckt sein. Recherchiere weiter, welche Schritte bei der KG-Gründung auf dich zukommen.
Stammkapital für die GmbH
Um eine GmbH zu gründen, gibt es einige Regelungen, die du beachten musst. Grundsätzlich kannst du selbst, ohne weitere Partner, eine GmbH gründen. In der Wirtschaft spricht man dann von einer „Ein-Personen-GmbH“. Eine maximale Anzahl an GmbH-Gründer gibt es nämlich nicht.
Laut Gesetz ist die GmbH-Gründung nur dann erlaubt, wenn alle Gesellschafter zusammen ein Startkapital von mindestens 25.000 Euro mitbringen. Es besteht die Möglichkeit, dass dieser Betrag nur von einem Gesellschafter alleine kommt, dieser also das Stammkapital alleine aufbringt. In der Regel ergibt sich das Gründungskapital jedoch aus mehreren Stammeinlagen. Bei mehreren Gesellschaftern können diese unterschiedlich hoch sein. Es gilt allerdings: Je höher die Stammeinlage, desto höher das Mitspracherecht.
Das GmbH-Mindestkapital kann sich entweder aus Bareinlagen oder Sacheinlagen zusammensetzen. Die Bareinlage ist die herkömmliche Variante. Der juristische Prozess schreibt vor, dass der Betrag, der im Gesellschaftsvertrag festgeschrieben ist, in bar auf das Geschäftskonto einzuzahlen ist. Der Gesellschaftsvertrag ist bei der GmbH-Gründung verpflichtend.
Falls alle Gesellschafter zusammen das notwendige Stammkapital bei einer GmbH von 25.000 Euro nicht einbringen können, muss eine Einzahlung von wenigstens 12.500 Euro Mindeststammkapital erfolgen. In der GmbH-Satzung bzw. im Gesellschaftervertrag müssen dann aber genaue zeitliche Fristen vermerkt sein, wann die restliche Summe zu zahlen ist.
Mögliche Sacheinlagen für die GmbH-Gründung
Als Sacheinlagen bezeichnet man sämtliche Vermögensgegenstände, die über Bargeld hinausgehen, aber dennoch einen hohen finanziellen Wert haben. Dies können sein:
- Maschinen
- Fahrzeuge
- Grundstücke
- Nutzungsrechte
- Lizenzrechte
- Wertpapiere
Wenn sich die Summe der GmbH-Einlagen aus Bareinlagen kombiniert mit Sacheinlagen zusammensetzt, spricht man auch von Mischeinlagen.
Da du bei einer GmbH die klassischen Handels- und Gewerbe-Kriterien erfüllst, musst du natürlich auch die Anmeldekosten für Gewerbeamt und Handelsregistereintragung einkalkulieren.
Beschränkte Haftung der Gesellschafter berücksichtigen
Im Unterschied zu den bereits dargelegten Unternehmensformen sind GmbH-Gesellschafter nur eingeschränkt haftbar, was durch den Zusatz „beschränkte Haftung“ im Titel erkennbar wird. Das bedeutet, dass Insolvenzverwalter bei einem möglichen Bankrott nicht das Privatvermögen der Gesellschafter: heranziehen können, sondern nur das Startkapital. Das bedeutet, das Gründungskapital fungiert hier gleichzeitig als Haftungskapital.
Falls die GmbH-Gründer über finanzielle Mittel verfügen, die das Mindeststammkapital von 25.000 Euro übersteigen, können sie auch eine Erhöhung des Stammkapitals der GmbH durchführen. Hierzu wandelt die GmbH freie Rücklagen in Stammkapital um. Durch dieses sogenannte Nachschießen verbessert die GmbH ihre Wirkung nach außen. Das Unternehmen erscheint kreditwürdiger und erhöht dadurch seine Chancen auf Fremdfinanzierung.
Nach der Gründung kann es sein, dass du mit deiner GmbH auf Gründungskapital zurückgreifen musst. Du darfst Anteile deines Stammkapitals ausgeben, beispielsweise um Verluste auszugleichen oder um Investitionen zu tätigen. Du solltest dein Stammkapital für solche Zwecke allerdings maximal zur Hälfte verwenden. Ist das Stammkapital bei einer GmbH vollständig aufgebraucht, muss die GmbH Insolvenz anmelden. Informiere dich über weitere essenzielle Faktoren, um eine GmbH zu gründen.
Stammkapital bei der UG (haftungsbeschränkt)
Seit 2008 existiert die Form der Unternehmergesellschaft (UG). Von den Formalitäten unterscheidet sich die UG eigentlich nur in einem Punkt, und zwar in der Höhe des Stammkapitals. Junge Gründer haben die Möglichkeit, bereits mit dem Gründungskapital von bereits 1 Euro eine UG (oder auch Mini-GmbH genannt) zu eröffnen. Die Rechtsform der UG kannst du bis zu einem Mindeststammkapital von 12.500 Euro wählen. Ab 12.500 Euro beginnt bereits die finanzielle Untergrenze zur GmbH-Gründung. Im Unterschied zur GmbH sind bei der UG-Gründung nur Bareinlagen zulässig. Neben dem niedrigen Stammkapital profitierst du mit einer UG auch von den weiteren GmbH-Vorzügen. Besonders die beschränkte Haftung ist hier zu nennen. Auch bei der UG haftest du nicht mit Privatvermögen, sondern mit dem Gesellschaftsvermögen. Deshalb ist jedoch bei der Firmenbezeichnung UG der Zusatz „haftungsbeschränkt“ verpflichtend. Wie bei der GmbH muss auch deine UG über einen Geschäftsführer verfügen. Übersteigen deine Ansparanlagen die Grenze von 24.999 Euro, wandelt sich deine UG automatisch in eine GmbH um. Die Kosten für Gewerbeanmeldung und Handelsregistereintragung bleiben bei einer Unternehmergesellschaft nicht aus. Wenn du eine UG gründen willst, solltest du auch über alle anderen Schritte Bescheid wissen.
Stammkapital für die AG
Die Aktiengesellschaft (AG) ist die Unternehmensform mit dem besten Ruf. Da für die AG-Gründung ein Mindeststammkapital von 50.000 Euro verpflichtend ist, zeugt das von einer hohen Liquidität des Unternehmens. Bei der AG ist nicht von Stammkapital, sondern von Grundkapital die Rede. Hinzu kommt, dass die AG der Publizitätspflicht unterliegt, weshalb sich potenzielle Investoren ganz leicht und zu jeder Zeit über eine AG informieren können. Die Höhe des Grundkapitals ist jedoch auch dafür ausschlaggebend, dass sich wohl nur sehr wenige Start-Ups für diese Rechtsform entscheiden werden. Wie alle anderen Kapital- und Personengesellschaften ist es möglich, eine AG allein oder mit mehreren Partnern zu gründen. Auch bei der Haftung verhält es sich wie bei der GmbH oder UG (haftungsbeschränkt): Die Haftung ist auf das Vermögen der Gesellschaft beschränkt und das Privatvermögen der Aktionäre ist unantastbar. Wie der Name dieser Rechtsform besagt, besteht das Gesellschaftsvermögen der AG aus Aktien. Grundsätzlich ist der Ablauf der AG-Gründung mit einigen zusätzlichen Aufgaben und Kosten verbunden. Recherchiere vor der AG-Gründung genau, welche Angelegenheiten du hierfür noch regeln musst.
Ist für die Limited Stammkapital notwendig?
Bei der Limited handelt es sich um eine besondere Art der Unternehmensform, da es sich um eine Rechtsform aus England handelt. Das bedeutet, dass die aktienbasierte Kapitalgesellschaft eine englische Satzung und einen Gründungssitz in England benötigt. Zur Gründung benötigst du einen Geschäftsführer („director“) und einen Gesellschafter („shareholder“). Da für die Gründungsurkunde („certificate of incorporation“) nur ein Gesellschaftsvertrag („Memorandum of Association“) und eine Satzung („Articles of Assosiation“) benötigt werden, ist die Gründung an und für sich einfacher und kostengünstiger. Aber: Da du die Limited in England gründen musst, keine Online-Gründung möglich ist und du zudem eine englische Büro-Anschrift brauchst, bringt diese Gründung dennoch einiges an zusätzlichem Aufwand mit sich. Informiere dich deshalb genau über weitere Aufgaben, wenn du eine Limited gründen willst.
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