Steuern für Unternehmer und Selbstständige im Überblick

Das Unternehmenssteuerrecht und mit ihm die Themen Unternehmenssteuern und Steuern für Selbstständige kann zunächst recht einschüchternd wirken. Denn im Dschungel der vielen unterschiedlichen Verordnungen finden sich viele Gründer auf den ersten Blick nur schwer zurecht. Nicht nur deshalb wird schon seit vielen Jahren eine erneute Unternehmenssteuerreform gefordert – bisher leider vergeblich. Eine gute Nachricht gibt es aber: Mit unseren Steuertipps für Existenzgründer und Informationen zur Unternehmensbesteuerung kannst du dir einen ersten Überblick darüber verschaffen, welche betrieblichen Steuern Unternehmer, Freiberufler und Selbstständige zahlen müssen und wie es mit dem Steuerrecht bzw. den Steuern in Deutschland aussieht.

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Welche Steuern zahlen Unternehmen und Selbstständige?

Die Art der Steuern, die Unternehmen in Deutschland zahlen müssen, hängt in erster Linie von der gewählten Unternehmensform ab. Grundsätzlich gibt es jedoch drei Steuerarten, die jeder Unternehmer und Selbstständige kennen sollte:

  1. Ertragsteuer
  2. Verbrauchsteuer
  3. Substanzsteuer

Für einen ersten Überblick zum Thema Unternehmensbesteuerung ist überwiegend die erste Steuerart, die Ertragssteuer interessant. Denn diese gibt bereits einen guten Einblick, wie die Besteuerung von Unternehmen in Deutschland erfolgt.

Infografik zu den verschiedenen Steuerarten, die in Deutschland von Selbstständigen gezahlt werden müssen

Die Ertragssteuer setzt sich zusammen aus:

  1. Einkommensteuer
  2. Körperschaftsteuer
  3. Gewerbesteuer

Damit enthält sie drei wichtige Steuerarten, die besonders für Unternehmer und Selbstständige interessant sind. Welche Steuerart dabei für dich von besonderem Interesse ist, hängt von deiner Unternehmensform ab. Ebenfalls hängt die Höhe der Steuererhebung von der gewählten Unternehmensform ab.

Steuerbelastung im Vergleich: Welche Unternehmensform zahlt welche Steuern?

Welcher Unternehmer muss welche Steuern in Deutschland zahlen, was sind Unternehmenssteuern und welche Steuern zahlen Selbstständige? Diese und weitere Fragen stellen sich Gründer häufig. Und das auch völlig zu Recht, denn die Höhe und Art der Steuer sagt etwas über die Höhe der Belastungen aus, die auf dich zukommt. Idealerweise hast du daher die Frage nach den Unternehmenssteuern schon vor der Gründung oder zumindest relativ zeitnah geklärt.

Diese Übersicht zu den diversen Unternehmensformen sowie Steuerarten kann dir dabei helfen:

Unternehmensform
Steuerarten
Einzelunternehmen (Freiberufler, Kleingewerbebetreibende, Kaufmann e. K.
  • Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag (bei Kirchenmitgliedschaft zusätzlich Kirchensteuer)
  • Umsatzsteuer (sofern nicht die Kleinunternehmerregelung angewendet wird)
  • Gewerbesteuer (sofern es sich um ein Unternehmen und nicht um Solo-Selbstständigkeit im Rahmen der freien Berufe handelt)
Personengesellschaften (GbR, OHG, KG)
  • Lohnsteuer
  • Einkommensteuer
  • Gewerbesteuer
  • Umsatzsteuer

In einigen Fällen auch noch:

  • Körperschaftsteuer
  • Solidaritätszuschlag
Kapitalgesellschaften (GmbH, UG, AG, KGaA, SE)
  • Körperschaftsteuer
  • Lohnsteuer
  • Einkommenssteuer
  • Umsatzsteuer
  • Gewerbesteuer
  • Kapitalertragsteuer

Steuerarten im Einzelnen: Welche Steuern müssen Unternehmer in Deutschland zahlen?

Du siehst also, eine pauschale Antwort auf die Frage, welche Steuern Unternehmer und Selbstständige in Deutschland zahlen müssen, gibt es gar nicht. Es kommt eben auf die rechtlichen Umstände in deinem Unternehmen an.

In der Regel sind es die folgenden betrieblichen Steuern, mit denen du dich auseinandersetzen musst und die in den meisten Fällen als Bemessungsgrundlage gelten:

1. Einkommensteuer für Unternehmen und Selbstständige

Freiberufler und Solo-Selbstständige müssen auf ihre sogenannten Privatentnahmen Einkommensteuer zahlen. Mit Privatentnahmen ist der Betrag gemeint, den du dir aus deinen Einnahmen ausgezahlt hast, um beispielsweise deinen Lebensunterhalt oder andere Kosten davon zu bestreiten.

Bei der Einkommensteuer hast du einen Grundfreibetrag von 10.908 Euro als ledige Person und 21.816 Euro, wenn du verheiratet bist und mit deinem Partner zusammen veranlagt wirst. Einkünfte bis zu dieser Höhe musst du nicht versteuern und es fällt keine Steuererhebung an.

Solidaritätszuschlag und Kirchensteuern (sofern du einer Kirche angehörst) kommen ebenfalls dazu. Diese Abgaben solltest du mit einplanen. Die Höhe der Einkommensteuer hängt davon ab, wie hoch das zu versteuernde Einkommen ist – auch das gilt analog zur Lohnsteuer. Dein Steuersatz kann zwischen 6 und 42 Prozent liegen. Verdienst du mehr als 254.477 Euro, musst du sogar 45 Prozent an das Finanzamt abführen.

Personengesellschaften bleiben im Prinzip von der Einkommensteuer verschont. Das gilt aber nicht für den Inhaber (und Gesellschafter). Diese müssen die Einkommensteuer abführen. Auch hier gilt, dass private Entnahmen vom Unternehmen versteuert werden müssen. Eben analog zur Lohnsteuer für Arbeitnehmer.

2. Körperschaftsteuer für Unternehmen und Selbstständige

Lediglich juristische Personen müssen die Körperschaftsteuer abführen und gelten in diesem Fall als Steuerpflichtige. Damit sind in erster Linie Kapitalgesellschaften von der Körperschaftsteuer betroffen – und eben nicht Solo-Selbstständige oder Einzelunternehmen.

Jedoch ist auch bei einer Personengesellschaft ein Konstrukt denkbar, in dem der Co-Unternehmer eine Kapitalgesellschaft und damit eine juristische Person ist. In diesem Fall muss auch in einer Personengesellschaft Körperschaftsteuer an das Finanzamt entrichtet werden. Das Finanzamt verlangt dabei einen einheitlichen Satz bzw. eine einheitliche Abgabe von 15 Prozent.

3. Gewerbesteuer für Unternehmen und Selbstständige

Die Gewerbesteuer verlangt nicht das Finanzamt, sondern die Stadt, in der dein Unternehmen ansässig ist. Alle Gewerbetreibenden, die über einer bestimmten Schwelle liegen, sind laut Steuerrecht steuerpflichtig und müssen Gewerbesteuer zahlen.

Diese Steuerart ist gewissermaßen dazu da, die Kommunen zu entlasten. Denn durch ihre Tätigkeit verursachen Gewerbetreibende Kosten. Man denke zum Beispiel daran, dass durch den Lieferverkehr die Infrastruktur beansprucht wird und irgendwann wieder Instand gesetzt werden muss.

Um die Höhe der Gewerbesteuer zu ermitteln, wird zunächst der Gewerbeertrag mit 3,5 Prozent multipliziert, danach wird dieses Ergebnis wiederum mit dem jeweiligen Hebesatz multipliziert. Der Gewerbeertrag ist in der Regel der Gewinn.

Wie hoch die Bemessungsgrundlage bzw. der Hebesatz für dein Unternehmen ist, hängt von deinem Standort ab. Die Städte und Gemeinden können den Hebesatz nämlich individuell festlegen. Das führt dazu, dass besonders begehrte Lagen einen höheren Hebesatz haben.

Die Formel zur Berechnung der Gewerbesteuer ist folgende:
Gewerbeertrag x 3,5 % x Hebesatz = Gewerbesteuer
Unser Tipp

Gewerbesteuer: Was sind Vorteile für Landwirtschaft und Solo-Selbstständige?

Einen Vorteil haben land- und forstwirtschaftliche Betriebe und Solo-Selbständige, die einem freien Beruf angehören: Sie sind von der Steuererhebung befreit und müssen keine Gewerbesteuer zahlen.

4. Umsatzsteuer für Unternehmen und Selbstständige

Alle Unternehmer und Selbständige, die nicht unter die Kleinunternehmerregelung fallen, müssen laut Steuerrecht Umsatzsteuer auf ihren Rechnungen ausweisen und an das Finanzamt abführen. Umgekehrt bedeutet das auch, dass du als Unternehmer Umsatzsteuer zahlst, wenn du ein anderes Unternehmen zum Beispiel für eine Dienstleistung beauftragst.

Die Umsatzsteuer ist aber nicht nur zusätzlicher Aufwand in der Steuererklärung für dich als Selbstständiger oder Unternehmer. Im Gegenteil, wenn du selbst umsatzsteuerpflichtig bist, kannst du dir die Umsatzsteuer, die du selbst gezahlt hast, vom Finanzamt erstatten lassen. Anschaffungen oder Dienstleistungen, die für dein Unternehmen oder deine Selbstständigkeit anfallen, kosten dich im Prinzip 19 oder 7 Prozent (die Höhe der Umsatzsteuer) weniger. Denn die Umsatzsteuer kannst du als sogenannte Vorsteuer abziehen.

Die Umsatzsteuer erklärst du in der Umsatzsteuervoranmeldung. Diese musst du entweder einmal im Quartal oder monatlich abgeben – abhängig davon, wie hoch die Umsatzsteuer ist, die du in Rechnung stellst. Am Ende jeden Jahres wird eine Umsatzsteuerjahreserklärung fällig.

Wie viele Steuern muss ich zahlen?

Welche Steuern du vermutlich zahlen musst, weißt du nun. Bleibt noch die Frage, wie viele Unternehmenssteuern Selbstständige und Unternehmer in Deutschland zahlen müssen. Auch hier gilt: Das kommt darauf an. Denn die betrieblichen Steuern sowie die Bemessungsgrundlage werden durch viele Faktoren beeinflusst.

Um einen groben Überblick zu bekommen, wie hoch deine Einnahmen nach Steuern sein könnten, kannst du mit einem Steuersatz von ungefähr 35 Prozent berechnen. Andere Option: Du nutzt einen Steuerrechner für Selbstständige und Unternehmer, von denen es zahlreiche online gibt. Wie viele Abgaben und welche Steuern du als Steuerpflichtiger letztendlich zahlen musst, wird sich aber immer erst abschließend in deiner Einkommensteuererklärung zeigen.

Was ist mit Unternehmenssteuern im Ausland?

Bisher haben wir nur über die Unternehmersteuern in Deutschland gesprochen. Denkbar ist aber auch, dass du dein Unternehmen im Ausland gründest und daher mit ganz anderen Vorgaben und Regeln konfrontiert bist. Gerade große Unternehmen verlagern ihren Firmensitz gerne in Staaten wie die Schweiz oder Luxemburg, um von günstigen Konditionen zu profitieren.

Für dich als Gründer oder Solo-Selbstständiger wird das vermutlich nicht ohne weiteres möglich sein. Trotzdem schadet es nichts, sich über diese Option Gedanken zu machen. Wie die Besteuerung für Selbstständige und Unternehmen in deinem konkreten Fall jedoch aussehen könnte, kann dir nur ein Steuerberater mit entsprechenden Kenntnissen sagen.

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