Versicherungen für Existenzgründer: Für alle Eventualitäten gewappnet
Wenn du dir den Fuß brichst, zahlt die Krankenkasse deinen Aufenthalt im Krankenhaus. Kaufst du dir ein Auto, ist eine Kfz-Versicherung gesetzlich vorgeschrieben. Und bei einem Unfall schreitet die Unfallversicherung ein. Passiert etwas, ist nicht nur guter Rat teuer. Nicht selten ist anschließend die gesamte Existenz gefährdet. Dabei gibt es spezielle Versicherungen für Gründer, die zu Beginn kostentechnisch erschwinglicher angesetzt sind und auf die du auf keinen Fall verzichten solltest. In diesem Ratgeber zeigen wir dir, welche Pflichtversicherungen du abschließen solltest, wenn du eine Firma gründen willst.
Versicherungen für Unternehmensgründer – was brauchst du als Privatperson?
In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, Leib, Leben und diverse persönliche Gegenstände abzusichern. Sinnvoll ist es allemal. Denn im Fall der Fälle hast du fachkundige Hilfe an deiner Seite. Was im Alltag normal ist, wird im Berufsleben leider oft unterschätzt. Wenn du dich selbstständig machen willst, solltest du als Existenzgründer daher zwingend über Versicherungen nachdenken, die dich, deine Arbeitskraft und natürlich dein Unternehmen schützen. Leider denken nicht alle so und versuchen oftmals, am falschen Ende zu sparen.
Im ersten Schritt solltest du nicht an deine Firma denken, sondern an dich selbst. Das klingt jetzt etwas widersprüchlich, doch letztendlich bist du das Unternehmen. Mit dir steht und fällt die gesamte Existenzgründung. Gerade als Freiberufler agierst du außerdem als Einzelperson. Später beschäftigst du vielleicht Mitarbeiter, dann bist du nicht nur für deine Gesundheit verantwortlich, sondern auch für den Erhalt ihrer Jobs. Passiert dir etwas und der Betrieb muss schließen, ist sowohl dein Traum von der Selbstständigkeit vorbei als auch das Arbeitsverhältnis deiner Angestellten. Du findest diese Aussage mehr als dramatisch? Ist sie auch! Aber nur so wird deutlich, wie wichtig für Existenzgründer Versicherungen sind, die selbst aktivbetreffen.
Pflege- und Krankenversicherung für Existenzgründer
Du hast die Wahl, dich entweder gesetzlich oder privat zu versichern. Du bist nicht nur gesetzlich dazu verpflichtet, dich auch als Existenzgründer krankenzuversichern. Sie zählt außerdem zu den wichtigen Versicherungen für Unternehmen ebenso wie für Arbeitnehmer. Sofern du gesetzlich versichert bleiben möchtest, ist der Beitragssatz auf 14,6 Prozent (Stand 2020)gedeckelt. Es ist jedoch möglich, dass die Krankenkassen einen zusätzlichen Betrag verlangen, der an dein Einkommen gekoppelt ist.
In der gesetzlichen Krankenversicherung bist du als Existenzgründer gleichzeitig pflegeversichert. 2020 beträgt der Satz 3,05 Prozent, sofern du Kinder hast. Ohne Kinder erhöht er sich auf 3,3 Prozent.
Rentenversicherung
Viele Existenzgründer verfallen dem Irrglauben, dass sie nicht gesetzlich rentenversichert sind. Dabei stimmt das nicht ganz. Tatsächlich gibt es Berufsgruppen, die trotz Selbstständigkeit dazu verpflichtet sind, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Dazu zählen unter anderem:
- HandwerkerInnen
- Hebammen
- LehrerInnen
- KünstlerInnen
- PublizistInnen
Alle anderen Existenzgründer haben die Wahl, entweder eine freiwillige Versicherung in Anspruch zu nehmen oder einen Antrag auf Versicherungspflicht zu stellen. Die Beiträge sind nach oben gedeckelt. So zahlst du maximal 1283,40 Euro (West) oder 1.199,70 Euro (Ost). Selbstverständlich kannst du deinen freiwilligen Beitrag bis zu einer bestimmten Höchstgrenze auch aufstocken. Informiere dich diesbezüglich am besten bei der Deutschen Rentenversicherung, wie die aktuellen Zahlen sind und inwieweit eine Erhöhung für dich sinnvoll wäre. Eine Beratung wäre auch dahingehend sinnvoll, weil es Berufsgruppen gibt, die nur einkommensgerechte Beiträge zahlen müssen oder deren Beiträge abhängig davon sind, ob sie gleichzeitig in der Künstlersozialklasse Mitglied sind.
Arbeitslosenversicherung
Wenn Arbeitnehmer ihren Job verlieren, erhalten sie Arbeitslosengeld – je nach Dauer des Arbeitsverhältnis ALG 1 oder ALG 2. Bei Existenzgründern ist dies nicht der Fall. Eine freiwillige Arbeitslosenversicherung kann die Lösung sein. Innerhalb von drei Monaten nach Beginn deiner Selbstständigkeit kannst du beider Arbeitsagentur einen Antrag stellen. Allerdings nur, wenn du folgende Voraussetzungen erfüllst:
- Du musst im Vorfeld mindestens 12 von 30 Monaten versicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein.
- Bevor du dich selbstständig gemacht hast, hast du gemäß Sozialgesetzbuch III Entgeltersatzleistungen erhalten.
Bist du nebentätig selbstständig und befindest dich beispielsweise in Teilzeit in einem versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, kannst du den Antrag nicht stellen. Denn in diesem Fall bist du ja nicht nur Existenzgründer, sondern zahlst du ja bereits durch deinen anderen Job in die Versicherung ein.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Sowohl für Arbeitnehmer als auch für Existenzgründer zählt die BU zu einer der wichtigsten Versicherungen überhaupt. Denn dank ihr erhältst zu zusätzlich zur Erwerbsminderungsrente eine monatliche Rente, sobald du deinen versicherten Beruf nicht mehr ausüben kannst. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn die Erwerbsminderungsrente greift wirklich nur dann, wenn du keine berufliche Tätigkeit mehr ausüben kannst. Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift – je nach Vertragsinhalt – schon deutlich früher!
Künstlersozialkasse
Hierbei handelt es sich um eine Versicherung für Existenzgründer, welche einen sogenannten freien Beruf ausüben:
- Heilberufe
- Rechts- steuer- und wirtschaftsberatende Berufe
- Naturwissenschaftliche / technische Berufe
- Sprach- und infromationsvermittelnde Berufe
- Diplom-PsychologInnen
- HeilmasseurInnen
- Hebammen
- Hauptberufliche Sachverständige
Die Entscheidung darüber, ob du einen freien Beruf ausübst, obliegt übrigens dem Finanzamt.
Erfüllst du als Existenzgründer die Voraussetzungen für die KSK, wirst du automatisch bei der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung gemeldet. Wie ein Arbeitnehmer zahlst du lediglich die Hälfte der Beiträge, erhältst aber dennoch einen umfassenden Versicherungsschutz.
Berufsständische Versorgungswerke
Übst du eine Tätigkeit aus, die in die Rubrik verkammerte freie Berufe fällt, musst du dich in den berufsständischen Vorsorgewerken versichern.
- ÄrztInnen
- ZahnärztInnen
- TierärztInnen
- ApothekerInnen
- ArchitektInnen
- Notare
- RechtsanwältInnen
- SteuerberaterInnen
- WirtschaftsprüferInnen
- BuchprüferInnen
Für diese Existenzgründer handelt es sich hier um eine Pflichtversicherung. Die Versorgungswerke ähneln den Sozialversicherungen.
Unfallversicherung für Unternehmen
Egal, ob als Freiberufler oder als Existenzgründer einer Firma – Die Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft zählt zu den Pflichtversicherungen für Unternehmen.
Eine Unfallversicherung ist auf jeden Fall sinnvoll, denn die Unfallversicherung unterstützt dich bei Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten.
Unternehmensversicherungen – welche Versicherungen braucht ein Unternehmen?
Prinzipiell gibt es eine große Auswahl an Versicherungen, die du für deine Firma abschließen kannst. Wichtig ist im Vorfeld, dass du dir darüber Gedanken machst, welche für dich, deinen Berufszweig und deine Branche wirklich sinnvoll sind. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sollten Existenzgründer folgende Firmenversicherungen und Gewerbeversicherungen abschließen:
- Betriebshaftpflichtversicherung
- Berufshaftpflichtversicherung
- Vermögensschadensversicherung
- Einbruchdiebstahlversicherung
- Elektronikversicherung
- Feuerversicherung
- Kfz-Haftpflichtversicherung
- Leitungswasserversicherung
- Maschinenversicherung
- Produkthaftpflichtversicherung
- Sturmversicherung
- Umwelthaftpflichtversicherung
- Vertrauensschadensversicherung
- Rechtsschutzversicherung
Betriebshaftpflichtversicherung
Eine Haftpflichtversicherung für Unternehmen ist unerlässlich, um deine Firma vor Schäden zu schützen. In diesem Fall sicherst du dich vor Schäden ab, die im Rahmen einer betrieblichen Tätigkeit Dritten zugefügt wird. Je nach Branche und Betrieb sind die Voraussetzungen natürlich anders ebenso wie der zu versichernde Tatbestand. Aus diesem Grund lohnt sich für Existenzgründer ein Blick zu verschiedenen Versicherungsgesellschaften und deren Leistungen. Denn eine Betriebshaftpflicht-versicherung ist nur dann zweckdienlich, wenn du auch wirklich die Schäden abdeckst, die in deiner Firma auftreten können.
Berufshaftpflichtversicherung
Existenzgründer, die eine beratende Tätigkeit ausüben, sollten sich dringend Gedanken über diese Versicherung machen. Denn eine Berufshaftpflichtversicherung rettet dir eventuell bei einem Berufsversehen (wie eine falsche Beratung) die Existenz. Auch hier können die Schadensersatzforderungen sehr hoch ausfallen. Wichtig ist aber, dass du die Deckungssumme der Versicherung weit oben ansetzt, damit du bei anfallenden Kosten nicht den Großteil der Ausgaben selbst stemmen musst.
Vermögensschadensversicherung
Kleinunternehmer, die für die Vermögensinteressen ihrer Kunden zuständig sind, sollten diese Versicherung zwingend abschließen. Du bist zwar nicht dazu verpflichtet (außer RechtsanwältInnen, Notare, SteuerberaterInnen), aber wir raten dir dringend dazu. Denn Fehler passieren und sind menschlich, wenn ein anderes Unternehmen dadurch jedoch Geld verliert, fliegen dir schnell Schadensersatzforderungen ins Haus. Und diese können existenzbedrohend sein! Mittlerweile ist es sogar gang und gäbe, dass Unternehmen vor einer Zusammenarbeit nach einer Vermögensschadensversicherung fragen, bevor sie eine Kooperation mit dir eingehen. Denn bei echten Vermögensschäden zahlt die normale Betriebshaftpflichtversicherung keinen Cent.
Einbruchdiebstahlversicherung
Viele Büros sind für Einbrecher eine wahre Goldgrube: Neue Laptops, hochwertige Bildschirme – allein die vorhandene Elektronik ist sehr kostspielig für Unternehmen und reizvoll für Einbrecher. Doch nicht nur Diebstahl ist ein Faktor, der dich viel Geld kosten kann. Auch mutwillige Zerstörung deiner Maschinen ist ein herber finanzieller Verlust für einen kleinen Betrieb. Aus diesem Grund sollten Existenzgründer diesen mit einer Einbruchdiebstahlversicherung versichern. Denn diese greift im Falle eines Diebstahls, Einbruchs oder Beschädigung ein.
Elektronikversicherung
Existenzgründer, die viel mit Softwareprogrammen oder Clouds arbeiten, sollten eine Cyber-Versicherung in Erwägung ziehen. Dies gilt auch für Unternehmen, deren Geschäftsbetrieb bei einem Virenbefall extrem betroffen wären. Selbst dann, wenn Ihre IT-Struktur augenscheinlich alle Sicherheitsrisiken abdeckt, kann ein Hacker-Angriff mit sogenanntem Datenklau schnell passieren. Im Zeitalter der Digitalisierung, in der beinahe jedes Unternehmen auf digitale Ressourcen zugreift, ist es notwendig, dich vor Cyber-Risiken zu schützen. Im Falle einer Cyber-Attacke sind Existenzgründer mit dieser Versicherung auf der sicheren Seite.
Feuerversicherung
Ein Unternehmen vor Feuer zu versichern, ist immer sinnvoll. Denn ein Brand kann schnell ausbrechen und wichtige Maschinen oder teures Equipment dauerhaft beschädigen. Eine Feuerversicherung deckt übrigens auch Blitzschläge, Explosionen oder Flugzeugabstürze ab.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Wie bei Privatpersonen auch, deckst du als Existenzgründer mit der Kfz-Haftpflichtversicherung alle Schäden ab, die im Zusammenhang mit deinem Fahrzeug und Personen, Sachen oder Vermögen stehen.
Leitungswasserversicherung
Es mag zunächst recht unsinnig klingen, Leitungswasser zu versichern. Doch für Existenzgründer kann diese Versicherung überlebenswichtig sein. Denn sie deckt Schäden ab, die durch austretendes Leitungswasser verursacht werden. Da es für Unternehmen keine Hausratversicherung gibt, musst du diverse Versicherungen abschließen, um jeden einzelnen Fall vorsichtshalber abzudecken – so wie in diesem Fall Wasserschäden durch beispielsweise einen Rohrbruch.
Maschinenversicherung
Eine der wichtigsten betrieblichen Versicherungen, wenn du mit stationären oder fahrbaren Maschinen deinen Lebensunterhalt verdienst. Du deckst hiermit nicht nur menschliches Versagen ab, sondern ebenfalls Bedienfehler oder Fahrlässigkeit. Achtung: Mutwillige Zerstörung seitens deiner Mitarbeiter zählen natürlich nicht zu den Schadensfällen, die vertraglich abgesichert sind!
Produkthaftpflichtversicherung
Wie bereits erwähnt, sind für Firmen verschiedene Haftpflichtversicherungen die Rettung in der Not. Hast du zum Beispiel einen Betrieb und stellst diverse Produkte her, lohnen sich für einen Existenzgründer die Ausgaben für diese Versicherung. Denn solle ein Abnehmer durch defekte, mangelhafte oderbeschädigte Waren von dir zu Schaden kommen, tritt die Produkthaftpflichtversicherung in Kraft.
Sturmversicherung
Hierbei handelt es sich um eine optionale Versicherung, die Schäden an Gebäuden und Sachen abdeckt, die durch einen Sturm entstanden sind.
Umwelthaftpflichtversicherung
Umweltschutz nimmt heutzutage einen immer höheren Stellenwert ein. Aus diesem Grund sollte jedes Unternehmen darauf bedacht sein, so wenig Schaden wie möglich zu verursachen. Doch niemand ist perfekt. Manchmal können ungewollt Lecks oder ähnliches entstehen, die Boden, Wasser oder Luft verunreinigen. Als Existenzgründer bist du mit der Umwelthaftpflichtversicherung auf der sicheren Seite, denn diese unterstützt dich bei potenziellen Schadenersatzansprüche.
Vertrauensschadensversicherung
Eigentlich sollte kein Existenzgründer diese Versicherung in Anspruch nehmen müssen. Denn diese übernimmt die Kosten, die beispielsweise durch Veruntreuungen, Fälschungen, Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung entstehen.
Rechtsschutzversicherung
Bei einer Rechtsschutzversicherung hat eine Firma verschiedene Möglichkeiten, die dir zur Auswahl stehen:
- Als Einzelperson = Berufsrechtschutzversicherung
- Als Firmeninhaber plus Mitarbeiter = Firmenrechtschutz
Denk bitte daran, dass sich die Leistungen unterscheiden, je nachdem, ob oder wie viele Mitarbeiter mitversichert sind. Als Existenzgründer sitzt das Geld zwar nicht locker, bei dieser Versicherung solltest du aber nicht am falschen Ende sparen. Denn sie hilft dir, sobald es zu Rechtsstreitigkeiten kommt oder wenn du eine rechtliche Auskunft benötigst. Eine Rechtsschutzversicherung ist niemals rausgeschmissenes Geld!
Durchschnittliche Versicherungskosten für Unternehmen
Pauschal können wir dir keine Auskunft darüber geben, wie viel dich dein Versicherungsschutz kosten wird. Denn je nach Rechtsform, Branche und Anzahl der Mitarbeiter umfassen die meisten Angebote unterschiedliche Leistungen.
Welchen Einfluss nimmt die Rechtsform auf meine Versicherung?
Je nachdem, für welche Rechtsform du dich entscheidest, gibt es andere Formalitäten zu beachten. Du willst wissen, was auf dich zukommt? Lies einfach unseren Artikel über die Rechtsformen für Unternehmen als Übersicht.
Oftmals gibt es aber für Existenzgründer spezielle Angebote im Bereich Versicherungen. Diese sind oft deutlich günstiger als für eingesessene und etablierte Betriebe. Sinnvoll ist in jedem Fall ein umfangreicher Vergleich, wenn du deine Firma vernünftig versichern lassen möchtest. Lass dir am besten mehrere Angebote der Versicherer zusenden – diese sollten den kompletten Leistungsumfang beinhalten, einen detaillierten Ausblick auf die Kosten und natürlich das Kleingedruckte. Anhand dessen kannst du entscheiden, welche Versicherung für Existenzgründer deinen Anforderungen entspricht.